Die Klimazerstörung

Die fünf Jahre von 2015 bis 2019 sind die heißesten, die je gemessen wurden; die Klimakrise hat begonnen.

Schuld daran sind auch die gigantischen Emissionen der Zementindustrie: 8 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen. Das ist doppelt so viel, wie ganz Afrika und fast das dreifache des Flugverkehrs!

Trotzdem spielt die Zementindustrie in der öffentlichen Klimadebatte zurzeit keine große Rolle und vor allem HeidelbergMaterials kann sich nach außen als „grünes“ Unternehmen darstellen. Und das obwohl es der deutsche Konzern mit dem zweitgrößten CO₂-Ausstoß ist, direkt nach RWE.

Damit muss Schluss sein!


Warum ist Zement so schlimm?

1. Bei der Herstellung von Zement müssen sehr hohe Temperaturen erreicht werden, wofür häufig Kohle verwendet wird.

2. Noch schwerwiegender ist aber, dass bei der Verarbeitung von Kalkstein zu Klinker immer zwingend CO₂ freigesetzt wird – allein dieser chemische Prozess ist für grob die Hälfte der Emissionen der Industrie verantwortlich. Diese Emissionen sind deutlich schwerer zu bekämpfen, da sie zwingend in der Herstellung ausgestoßen werden.

Bei der Herstellung eines Kubikmeters Stahlbeton wird so viel CO2 ausgestoßen, wie 40.000 Bäume pro Tag aufnehmen können, v.a. durch den Zement.

Aber handelt die Industrie nicht schon?

Die europäische Zementindustrie stellt sich nach außen gerne als Vorreiterin in Sachen Klimaschutz dar. Insbesondere HeidelbergMaterials, der größte deutsche Zementhersteller, ist ganz vorne dabei, u.a. mit dem Werbspruch „Echt. Stark. Grün.“

Quelle: Das Global Carbon Project und der Nachhaltigkeitsbericht von HeidelbergMaterials

Dabei hat sie keinen wirklichen Plan, wie sie mit dem Pariser Klimaabkommen vereinbar handeln soll, denn sie setzt fast ausschließlich auf einen Deus ex Machina: CCS (Carbon-Capture-Storage bzw. CO-Speicherung) und CCU (Carbon-Capture-Usage bzw. CO-Nutzung).

Dabei geht es darum, dass in der Herstellung grundsätzlich genau gleich vorgegangen werden soll, nur dass CO eingefangen werden soll. Bisher existieren keine solchen Technologien, die großflächig eingesetzt werden könnten und es ist unklar, ob das in den nächsten – für die Klimakrise entscheidenden – Jahrzehnten noch klappen wird.

Quelle: Das Global Carbon Project

Ohne solche „breakthrough“ Technologien schafft es die deutsche Zementindustrie nach eigenen Berechungen bis 2050 höchstens auf eine Reduktion von 36% im Vergleich zu 2019 – und das auch nur in einem ambitionierten Szenario. (Studie des vdz).

Eine Studie von „right. based on science“ kam außerdem zu dem Schluss, dass die Produktionsweise von HeidelbergMaterials – selbst wenn sie ihre Klimaziele einhalten – nicht mit dem Pariser Klimaschutzabkommen vereinbar sind.

Doch anstatt der konservativen Industrie Druck zu machen, unterstützt die EU ausgerechnet die Zementkonzerne mit kostenlosen Emissionszertifikaten. Die gesamte Branche hat in den vergangenen Jahren durch die kostenlosen Zertifikate mehrere Milliarden Euro zusätzlichen Gewinn gemacht.


Was jetzt?

Mit aktuell praktizierten Methoden sind Zement und Beton nicht zukunftsfähig und können auf lange Sicht lediglich Nischenbaustoffe darstellen. 

1. EFFIZIENZ – ANDERER BETON

Zement, Wasser, Sand und Kies bilden die Grundlage des Betons. Dabei stammt der CO₂-Ausstoß zum allergrößten Teil aus dem Zement. Daher wäre es ein Lösungsansatz, weniger Zement oder alternative Bindestoffe zu verwenden. Und da die Emissionen im Zement vor allem durch die chemische Reaktion des Kalkstein zustande kommen, kommen andere Materialien, wie Calcium-Sulfoaluminat-Zemente (CSA-Zemente),
Calciumhydrosilicate (CHS) sowie die Carbonatisierung von Calcium-Silicat(hydraten) immer mehr in Betracht.

Bis diese Alternativen einsatzbereit sind, könnte allerdings noch viel wertvolle Zeit vergehen, weshalb die folgenden Punkte umso wichtiger sind.

2. KONSISTENZ – WENIGER BETON

2.1 Gesunde und klimaneutrale Materialien verwenden
Es ist essentiell – und durchaus möglich – weniger Beton zu nutzen oder ganz auf den Einsatz von Beton zu verzichten.

Holzhäuser sind eine echte und bewährte Alternative zu Gebäuden aus Beton. Holz ist natürlich, nachwachsend und nachhaltig, seine Materialeigenschaften sind Leichtigkeit und hohe Belastbarkeit. Als Kohlenstoffspeicher entziehen Holzhäuser der Atmosphäre dauerhaft schädliches CO. Holzbau trägt damit aktiv zum Klimaschutz bei. Holz ist neben anderen nachwachsenden Ressourcen als Baustoff längst konkret und gehört bei der Güterherstellung in Betracht gezogen.

2.2 Beton wiederverwenden
Schon heute wird der überwiegende Teil des anfallenden Bauschutts wiederverwendet. Jedoch handelt es sich hierbei weniger um Recycling als um Downcycling, die Qualität und Funktionalität wird verschlechtert. Dem muss durch echtes, kreislaufgerechtes Konstruieren entgegengewirkt werden. Allerdings: Diese Methode hilft den Ressourcenverbrauch zu verringern, die CO₂ Emissionen bleiben jedoch fast gleich hoch.

2.3 Bauteile mit weniger Beton
Bauteile, bei denen weniger Ressourcen und v.a. weniger Beton zum Einsatz kommen, können auch ihren Teil zur Reduktion von CO₂ beitragen. Beispiele dafür sind u.a. Gradientenbeton (bei dem die Betonzusammensetzung über ein Bauteil variiert), Flach- und Hohldecken oder auch Carbonbeton.

3. SUFFIZIENZ – WENIGER BAUEN

3.1 Abriss kritisch hinterfragen
Nicht nur werden wertvolle und schwindende Ressourcen bei einem Abriss und Neubau verschwendet, sondern auch bedeutend mehr Energie. Bei der Betrachtung der Energiebilanz des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes fällt auf, dass durch die Bewertung von grauer Energie eine Sanierung jedem Neubau, selbst dem von Passivhäusern, vorzuziehen ist.

3.2 Weniger Bauen
Seit zehn Jahren werden in Deutschland Jahr für Jahr mehr Wohnungen gebaut; die Neubauzahl hat sich von 159.000 im Jahr 2009 auf 286.000 im Jahr 2018 fast verdoppelt. Im selben Zeitraum aber explodierten die Mieten in vielen Großstädten, gleichzeitig fehlen so viele bezahlbare Wohnungen wie lange nicht. Das scheint absurd, aber hat System.
Internationale Investoren, Pensionskassen und Versicherungen schieben immer mehr Geld in Immobilien. Doch in den neu gebauten Häusern wohnt oft keine*r: Anleger*innen leisten sich Zweit- und Drittwohnungen, und Neubauviertel mit Luxusimmobilien bleiben abends dunkel. An manchen Ecken entwickeln sich Berlin und München wie New York. Dort dienen um die 80.000 Wohnungen nur als Anlageobjekte und stehen sonst meist leer.

Es ist in Deutschland eigentlich genügend Wohnraum vorhanden – wir müssen ihn nur besser nutzen, statt ihn als reines Spekulationsobjekt zu verwenden.

4. CARBON CAPTURING ALS LÖSUNG?

Die Zementindustrie setzt fast ausschließlich auf einen Deus ex Machina: CCS (Carbon-Capture and Storage bzw. CO-Speicherung) und CCU (Carbon-Capture and Usage bzw. CO-Nutzung).

Wie bereits erwähnt geht es dabei darum, dass in der Herstellung grundsätzlich genau gleich vorgegangen werden, jedoch CO eingefangen werden soll. Ohne solche „breakthrough“ Technologien schafft es die deutsche Zementindustrie nach eigenen Berechnungen bis 2050 höchstens auf eine Reduktion von 36% im Vergleich zu 2019 – und das auch nur in einem ambitionierten Szenario. (Studie des vdz).

Dabei gibt es allerdings mehrere Probleme.

Zum einen ist es bei CCS technisch bislang nicht möglich, CO₂ großflächig zu speichern. Außerdem ist es unklar, ob das in den nächsten – für die Klimakrise entscheidenden – Jahrzehnten noch klappen wird. Dazu wird es ziemlich sicher nur in Ausnahmefällen möglich sein, das CO₂ direkt in der Nähe eines Zementwerks zu speichern, weshalb der Verein Deutscher Zementwerke e.V. den Transport von gigantischen CO₂ Mengen durch Schiffe, LKWs oder Pipelines vorschlägt

Zur CCU schlägt die Industrie zum Beispiel vor, CO₂ für die Herstellung von Getränken oder Chemikalien zu verwenden. vorgeschlagen. Allerdings wird geschätzt, dass schon einige wenige Zementwerke ausreichen werden, um die weltweite Nachfrage für CCU abzudecken…