cemEND-Bündnis kritisiert HeidelbergCement

Heidelberg, den 11.5.2022 – Kurz vor der Aktionärsversammlung wird HeidelbergCement als deutscher Konzern mit dem zweitgrößten CO₂-Ausstoß von Teilen der Zivilgesellschaft scharf kritisiert. Das cemEND Bündnis aus Watch Indonesia!, UJSARIO, Klimakollektiv Heidelberg, Wurzeln im Beton, sowie den lokalen Gruppen von Fridays For Future und Extinction Rebellion fordert echte Klimamaßnahmen statt Greenwashing, sowie ein Ende der Menschen- und Völkerrechtsverletzungen.

Die Zementindustrie emittiert entlang ihrer Produktionskette schätzungsweise 8 % der globalen CO2-Emissionen und verursacht damit mehr als doppelt so hohe Emissionen wie ganz Afrika. HeidelbergCement – nach eigenen Angaben der zweitgrößte Zementhersteller weltweit – und der zweitgrößte CO2-Emittent im DAX, ist für einen erheblichen Anteil an diesen Emissionen verantwortlich.

Im Prozess der Zementproduktion entstehen schwerwiegende Umweltschäden. Für den zur Zementproduktion benötigtem Kalkstein wird teilweise Karstgestein abgebaut und unwiederbringlich zerstört. Dieses speichert weltweit jährlich rund 110 Mio. Tonnen CO2 und ist somit eine für das Klima wichtige Kohlenstoffsenke. Zum anderen nehmen die Karste Regenwasser auf und geben es in Trockenphasen wieder ab. Dies sichert die Wasserversorgung und damit die Lebensgrundlage der anliegenden Gebiete und ermöglicht eine hohe Biodiversität. Wird in die Karstgebiete durch Rohstoffabbau eingegriffen, sind Ökosysteme, Landschaften sowie Wasserkreisläufe und damit Natur, Landwirtschaft und die Menschen bedroht.

Mit seinen über 800 Tochterunternehmen ist HeidelbergCement in 60 Ländern an über 3000 Standorten aktiv. Trotz der Stellung von HeidelbergMaterials als der zweitgrößter deutscher CO2-Emittent, hat sich das Unternehmen unter anderem zu den OECD Leitsätzen bekannt und damit zu einer verantwortungsvollen Unternehmensführung. Zu den Unternehmensaktivitäten in Palästina, Togo, der von Marokko besetzten Westsahara und Indonesien gibt es allerdings Vorwürfe, die das Fehlen einer verantwortungsvollen Unternehmensführung nahelegen. 

„Als Bündnis haben wir bereits 2020 klare Forderungen an HeidelbergCement gestellt. Neben sofortigen wirksamen Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen, fordern wir HeidelbergCement auf, die Menschen- und Völkerrechte entlang der gesamten Lieferkette einzuhalten. Das bedeutet: FPIC-Prinzipien [UN-Leitlinien zum Schutz Indigener], die UN-Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte, sowie die OECD-Leitsätze für multinationale Konzerne müssen durch HeidelbergCement und seine Tochterunternehmen eingehalten werden. Wir werden weiter an der Seite der Betroffenen kämpfen und versuchen, dass ihre Stimmen in Deutschland gehört werden, bis der Konzern seine Versprechen einhält und wirklich Verantwortung übernimmt.“ sagt Josephine Sahner vom cemEND Bündnis.

In Palästina ist die Tochterfirma Hanson Israel aktiv; es gibt Berichte von Menschenrechtsverletzungen und Verstößen gegen internationales Recht. In Togo ist HeidelbergMaterials mit drei Tochterunternehmen vertreten, unterhält seit über 38 Jahren Beziehungen zur Herrscherfamilie und unterstützt so die vorherrschenden diktatorischen Strukturen und zerstört die Umwelt. Mit dem marokkanischen Tochterunternehmen Ciments du Maroc wird in völkerrechtswidrig besetzten Gebieten der Westsahara Profit gemacht und somit gegen internationales Recht verstoßen.

“HeidelbergCement ist in der Westsahara nicht willkommen! Unabhängig von der illegalen Investition und Zerstörung der Umwelt in der Westsahara, unterstützt HeidelbergMaterials bei der illegalen Besatzung Marokkos über die Westsahara und verhindert damit alle internationale Bemühungen für die Unabhängigkeit der Westsahara”, sagt Khadja Bedati aus dem cemEND-Bündnis. 


Auf Java in Indonesien hält PT Indocement, ein Tochterunternehmen von HeidelbergMaterials, weiterhin an den Plänen zur Errichtung einer Zementfabrik und dem Rohstoffabbau im Karstgebirge des Landkreises Pati fest, welche die Lebensgrundlage der lokalen, teils indigenen, Bevölkerung zerstören würde. Hier würden klar FPIC-Prinzipien missachtet und ein sensibles und wertvolles Ökosystem dem Raubbau zum Opfer fallen. Auch in der rechtlichen Bewertung des Investitionsvorhaben kann dem Unternehmen unterstellt werden, dass es bewusst versucht, eine rechtlich unklare Situation bezüglich der Raum- und Entwicklungsplanung Indonesiens – und das trotz massiver Proteste – für sich auszunutzen. 

Zu den bisherigen Klimaschutz-Maßnahmen des Konzerns meint Darya vom cemEND-Bündnis: “Der Konzern hat keinen echten Plan klimaneutral zu werde. Ihre einzige Hoffnung ist Carbon-Capturing, bei dem noch vollkommen unsicher ist, ob es in den nächsten – für die Klimakrise entscheidenden – Jahrzehnten noch großflächig funktionieren wird. Dazu bringt die Speicherung von CO₂ bisher viele Risiken mit sich und versucht die Klimakrise mit den gleichen Mitteln zu lösen, mit der wir sie erschaffen haben. Klar ist, dass wir stattdessen als Gesellschaft dringend die Bauwende anstreben müssen: Zum einen müssen wir auf andere Baustoffe umsteigen und weg von Zement. Zum anderen müssen wir weniger bauen und Abrisse kritisch hinterfragen. All das ist machbar. Das will der Konzern natürlich nicht wahrhaben und versucht, wirklich sinnvolle Schritte in Richtung Klimagerechtigkeit und einer echten Bauwende mit massivem Greenwashing zu verhindern.”